Die neue Schaukäserei wurde in der Tourismus- und Handelszone „Lodenwelt" in Vintl errichtet. Verkehrstechnisch gut erschlossen und direkt angebunden an die Pustertaler Staatsstraße, erweitert die Schaukäserei als neue Attraktion das bestehende Angebot der Loden-Erlebniswelt mit Museum, Schauproduktion, Geschäft und Lodenwirt mit Restaurant und Hotel. Schon im Vorbeifahren fällt das Gebäude durch seine zeichenhafte Architektur, die außergewöhnliche Form sowie die Materialisierung und Farbgebung auf und wird für die 18.000 täglich passierenden Autofahrer zur neuen, prägenden Landmarke. Eingefügt in das bislang unbebaute Grundstück östlich der Loden-Erlebniswelt, nimmt der Neubau hinsichtlich Dimension und Höhe Bezug zu den benachbarten Tourismus- und Handelsbauten, fügt sich maßstäblich in die Umgebung ein.
Innovation, Funktionalität, Originalität, Authentizität, Materialechtheit und Nachhaltigkeit bestimmen die Architektur und die Raumgestaltung. Die Form, die Materialien und die Farbgebung des Neubaus stellen für die Besucher einen intuitiven Bezug mit der Funktion als Schaukäserei her, manifestieren schon von weitem sichtbar die Inhalte und sind die architektonische Entwurfsidee. Der zentrale, alles überragende Zylinder mit seiner Kupferverkleidung erinnert an die kupferkessel der Käseproduktion. Zwei ineinander greifende Dreiecksvolumina durchdringen den Zylinder, das obere spitz zulaufende und weit auskragende Volumen erweckt die Assoziation zu einem frisch geschnittenen Käsestück, mit seiner milchfarbigen, von unterschiedlich großen Perforierungen strukturierten Metallhaut. Das erdgeschossige Volumen ist mit einer dreidimensional bewegten vertikalen Zirbenholzschalung verkleidet und stellt einen Bezug zum bewaldeten Pustertal her; Zirbenholz wurde zudem früher in der Käseproduktion auch für verschiedene Geräte und für die Reifungsregale verwendet.
Die Schaukäserei mit Museum setzt auf stimmige, atmosphärische Innenräume und gläserne Transparenz in Käseproduktion, Verkauf und Verkostung. Vom Haupteingang gelangt man in das Foyer im kupferverkleideten Zylinder: Bilder und Töne von Ziegengemecker und Geißenglocken sowie intensiver Zirbenholzduft der Wand-verkleidung stimmen die Besucher auf das Thema ein, schärfen die Sinne, sind ein Moment der Entschleunigung von der Hektik des Alltagslebens. Dann betritt man das weiträumige Verkostungs- und Verkaufslokal mit Bistro und Ausgang zur Terrasse. Durch Panoramascheiben wird ein optischer Bezug zur Freifläche hergestellt, mit alter Mühle, Teich und weidenden Ziegen. Eine breite, gekrümmte Treppe führt hinab in das Untergeschoss, in dem der Besucherparcour zunächst durch das Museum führt, und anschließend in die Schaukäserei. Hinter einer gläsernen Wand werden die Produktionsschritte und Reifungsstadien des Ziegenkäse der neuen Premium-Marke „Capriz" gezeigt, hermetisch hygienisch abgegrenzt vom Besucherbereich. Die eingesetzten Materialien (Holz, Naturstein, Glas, Schwarzmetall, Beton) nehmen Bezug zur lokalen Bautradition, die Einrichtung ist funktionell in linearen Formen, kombiniert mit einigen neu interpretierten Elementen aus der bäuerlichen Tradition (Melkschemel, Käsebank).
Daten & Fakten
Ort: Vintl
Bauherr: Heiner Oberrauch
Fertigstellung: 2012