Feine Räume, klare Linien
Im denkmalgeschützten Alten Gericht im Zentrum von Klausen hat Architekt Stefan Gamper zwei kompakte Wohnungen mit jeweils 45 m² Wohnfläche realisiert – ein feinsinniger und präziser architektonischer Eingriff in ein historisch tief verwurzeltes Gebäude, das Teil der städtischen Identität ist.
Wo einst Recht gesprochen wurde, ist heute ein ruhiges, geordnetes Wohnen eingekehrt. Die Transformation bewegt sich zwischen architektonischer Zurückhaltung und klarer, selbstbewusster Gestaltung.
In den beiden obersten Geschossen wurde der bestehende Raum bis ins kleinste Detail durchdacht genutzt: Reduktion wird zum Gestaltungsprinzip, Leichtigkeit zur räumlichen Qualität. Unter steilen Dachschrägen, zwischen alten Balken und markanten Wandverläufen, entfaltet sich ein sensibles Raumgefüge. Garderobe, Wohn-, Ess- und Kochbereich, Schlafzimmer und Bad fügen sich selbstverständlich in den kompakten, sorgfältig organisierten Grundriss ein. Kein Quadratmeter bleibt ungenutzt – selbst die Untersicht der Treppe wurde aktiviert und nimmt nun einen elegant integrierten Arbeitsplatz auf.
Material- und Farbwahl folgen einem ruhigen, reduzierten Konzept: Helle Oberflächen aus europäischer Ahorn und gebürsteter Weiss-Tanne, treffen auf strukturierte Putzflächen in Beigegrau und gezielte weiße Akzente. Diese zurückhaltende Farbigkeit schafft visuelle Ruhe und Klarheit, ohne steril zu wirken. Punktuell gesetzte Kontraste – etwa durch skulpturale, schwarz lackierte Stühle – verleihen dem Interieur Tiefe und Spannung.
Die historischen Fenster wurden in einem dezenten Grau gefasst und rahmen sorgfältig inszenierte Ausblicke auf das Stadtbild von Klausen. Zwei neu eingefügte Gauben eröffnen überraschende Blickachsen zu Schloss Branzoll und dem über der Stadt thronenden Kloster Säben. Ergänzt werden sie durch zwei Loggien, die sich still in die Dachlandschaft einfügen und helle, introvertierte Rückzugsorte mit unerwartetem Grünblick schaffen – mitten im dichten Gefüge der Altstadt.
Großzügiger Stauraum wurde nahezu unsichtbar in maßgefertigten Einbauten untergebracht, sodass Möbel und Funktionen in den Hintergrund treten und dem Raum selbst Präsenz und Ruhe verleihen.
In dieser architektonischen Zurückhaltung gewinnen ausgewählte Objekte an Bedeutung – etwa die Kunstwerke von Anna Gamper, die als feine Kontrapunkte zu Materialien und Linien wirken. Sie treten nicht als Dekoration auf, sondern als poetische Interferenzen – als stille Dialoge mit Licht, Raum und Geschichte.
Daten & Fakten
Ort: Klausen
Bauherr: Privat
Fertigstellung: 2025
Fotos: @Hannes Niederkofler